Staatstheater Nürnberg
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Schauspiel

I love you, Turkey! (DSE)

von Ceren Ercan

Regie: Selen Kara

Freitag, 06.03.2020

19.30 - 20.45 Uhr

Vorstellung

19:00 Uhr Einführung
Vorstellung mit türkischen Übertiteln

Kammerspiele

Iloveyouturkey header

Deutschsprachige Erstaufführung

Aus dem Türkischen von Oliver Kontny

In einem Waschsalon begegnen sich fünf junge Leute, die auf ganz unterschiedliche Weise die Sorge um politische und gesellschaftliche Zustände in ihrer Heimat umtreibt. Sie sind diejenigen, die am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, in der Türkei zu bleiben, anstatt sie – wie viele ihrer Generation – zu verlassen. In zunehmend aufgeheizter Atmosphäre spiegeln ihre Gespräche die aktuelle unklare Lage des Landes. Birgt das Chaos eine Chance für die Zukunft? Ceren Ercans kraftvoller Bühnenessay, ein Highlight des Internationalen Theaterfestivals in Istanbul 2017, erzählt so wütend wie lustvoll von der Schwierigkeit, das eigene Land zu lieben.

Beschreibung

„I love you, Turkey!“. Was verklärend, stolz, trotzig oder nur desillusioniert-ironisch klingen mag, ist all dies, aber vor allem sehr ernst – auch wenn die politisch hochengagierte Autorin Ceren Ercan in ihrem Text durchaus lustvoll mit Klischees und popkulturellen Alltagsphänomenen spielt. Die ausgebildete Dramaturgin unterrichtet unter anderem Drehbuch und szenisches Schreiben an der renommierten Bahçeşehir Universität. Ihr Stück, Teil einer noch unvollendeten „Berlin-Trilogie“, begeisterte im Sommer 2017 beim Internationalen Istanbuler Theaterfestival und wurde seitdem auch auf verschiedenen Festivals im Ausland gezeigt. In Istanbul selbst aber steht der mutige Abend des städtischen Theaters im oppositionellen Arbeitervorort Bakirköy längst unter Beobachtung. Denn er stellt vor allem eine brisante Frage: Gibt es unter den derzeitigen politischen Zuständen eine Zukunft für junge türkische Intellektuelle und Künstler*innen?

Gründe, die dagegen sprechen, werden im Stück ausführlich untersucht: brutale Polizeieinsätze gegen die Gay-Pride in Istanbul, Kündigungen wegen politischer Aktivitäten, Drangsalierung wegen ethnischer Herkunft. Fünf junge Leute, ein queerer Radiomoderator, eine arbeitslose Wissenschaftlerin, eine Übersetzerin, eine Journalistin in Mutterschutz, eine Sängerin und ein ehemaliger leitender Angestellter, treffen in einem Waschsalon aufeinander, weil in ihren jeweiligen Wohnungen das Wasser abgestellt wurden. Offen bleibt: handelt es sich um einen staatlichen Eingriff, gegen den z.B. Übersetzerin Irem opponiert, indem sie sich bereits seit 92 Tagen offensiv nicht wäscht, oder um einen Zufall, allenfalls Ausdruck der allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Krisensituation? Auch die eigentliche Funktion des Waschsalons ist alles andere als eindeutig. Sicher ist: nicht nur die zu waschenden Kleidungsstücke, sondern auch eine mit ihnen nach außen getragene Persönlichkeit und Haltung zur Welt stehen hier unter Beobachtung und zur Diskussion. Wer ist linientreu, wer gehört einer ethnischen Minderheit an und gibt die Kleidung womöglich Hinweise auf oppositionelle Tätigkeiten? Der Fokus auf Kleidung und deren Wechsel ist aber auch Sinnbild für die Hoffnung der Figuren, sich vielleicht noch einmal neu zu erfinden. Im Ausland? Bleiben oder Gehen ist für die jungen Leute bei Ceren Ercan eine drängende, wenn nicht sogar die zentrale Frage. Differenziert und engagiert beschreibt sie, wie schwierig es ist, heute unbeschwert zu sagen „Ich bin hier und auch ich bin die Türkei!“

Team

Regie

Bühne

Kostüme

Dramaturgie

Musik

Termine und Besetzung

Besetzung am 06.03.2020

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Fotos
FOTO(S) © Konrad Fersterer

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