Staatstheater Nürnberg
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Schauspiel

Am­phi­try­on

Lustspiel von Heinrich von Kleist

Regie: Anne Lenk

Samstag, 21.03.2020

19.30 Uhr

Premiere

anschließend Premierenfeier

Schauspielhaus

Abo P

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Amphitryon 9226

Jupiter nimmt die Gestalt Amphitryons an, um dessen Gattin Alkmene zu verführen. Damit löst der von allen #MeToo-Debatten noch gänzlich unbehelligte Göttervater ein Verwechslungsspiel aus, dessen Komik allerdings schon bei Molière nicht ohne Gewalt und Schmerz auskam. In Kleists tiefgründiger Bearbeitung gerät das „Ich“ dann ganz grundsätzlich in die Krise. Regisseurin Anne Lenk, die in Nürnberg bereits „Die Möwe“, „Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens“ und „Phädra“ inszenierte und kürzlich zum zweiten Mal in Folge zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, interessiert sich im Zeitalter der Simulation für die Lebensentwürfe von Menschen, die ihr Glück in der Optimierung suchen und sich dabei – durchaus auch komisch – immer wieder selbst verlieren.

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Beschreibung

Die Geschichte des Göttervaters Jupiter, dessen erotische Begehrlichkeit ihn ins Bett der sterblichen Alkmene führt, wurde schon in der Antike bearbeitet und hat seitdem in zahlreichen Varianten Einzug in Kunst und Literatur gefunden. Heinrich von Kleists Version, entstanden aus einer ursprünglich nur als Übersetzung geplanten Bearbeitung der Gesellschaftskomödie von Molière, gilt bis heute als literarischer Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Stoff.

Der Plot folgt allen Regeln einer klassischen Verwechslungskomödie. Jupiter, für seine sexuelle Umtriebigkeit berühmt und berüchtigt, hat ein Auge auf Alkmene geworfen. In Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon täuscht er dessen frühzeitige Rückkehr aus der Schlacht vor und erschleicht sich eine (durch weitere Tricks um etliche Stunden verlängerte) Liebesnacht mit der um diese Umstände sich ebenso im Unklaren befindenden, wie vom Ereignis selbst berauschten Alkmene.

Ausgelöst wird Jupiters Interesse an dieser Liaison ganz offensichtlich nicht nur durch die körperlichen Vorzüge seiner Auserwählten, sondern durch deren hingebungsvolle Liebe und Treue gegenüber Amphitryon, der als siegreicher Feldherr, genau wie seine Ehefrau, alle Tugenden seines Geschlechts – zumindest im Sinne der traditionellen Rollenzuschreibungen – auf sich vereinigt. Ist es Eifersucht, die den Unsterblichen zu den Menschen treibt, oder sein Zorn über die selbstverliebte und selbstgerechte Perfektion ihrer Selbst- und Lebensentwürfe? Jedenfalls nimmt es Jupiter nicht nur in Kauf, dass die von ihm Heimgesuchten in völlige Verzweiflung über sich selbst und ihre Beziehungen untereinander geraten, nein, er legt es ziemlich perfide sogar genau darauf an. Der Stoff erlaubt eine gedankliche Konstruktion, die Kleist als erster radikal ausgelotet hat. Seine Tragikomödie ist eine philosophische Ergründung des „Ich“, das bei ihm grundlegend ins Wanken gerät und das von allen Figuren so existenziell in Frage gestellt werden muss, dass auch ein noch so glorioses (buchstäblich vom deus ex machina herbeizitiertes) Happy End keine Erlösung mehr versprechen kann. Da, wo das Urvertrauen in die eigene Identität einmal verloren gegangen ist, gibt es keine vollständige Heilung mehr und damit konstatiert Kleist schon vor der Zeit die mentale Grundbedingung des modernen Menschen. Die Sprache, die er für diese tieftraurige, ihn selbst in Verzweiflung stürzende Wahrheit fand, ist von tröstlicher Schönheit.

Team

Regie

Bühne

Kostüme

Dramaturgie

Musik

Licht-Design

Termine und Besetzung

Besetzung am 21.03.2020

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Fotos
FOTO(S) © Konrad Fersterer
Pressestimmen
F.A.Z.

„(…) eine rasante Inszenierung“

„(…) eine quirlige Verwechslungskomödie, die nach einer nicht näher datierten Fußballweltmeisterschaft spielt. Was zunächst absurd klingt, entpuppt sich als ein schlauer Schachzug. Denn wo, wenn nicht im Fußballstadion, zeigt sich heute noch die Männlichkeit in ihrer so reinen Form?“

Kevin Hanschke, F.A.Z.

Süddeutsche Zeitung

„Das Kunststück Anne Lenks, bei allem stupendem Handwerk in der Schauspielführung, ist letztlich, wie federleicht und doch prägnant sie das Fluidum von Machtmissbrauch in ihre Inszenierung einwebt.“

„Das wirklich Tolle an diesem Treiben ist: Es geht wunderbar auf.“

„(Anna Klimovitskaya) spielt die Spielerfrau Alkmene mit saukomischer, unverblümter Direktheit, strahlt über den besten Sex in deren Leben, ist selbstironisch und liebesweh zugleich und trägt am Ende doch alle bittere Wahrheit in sich.“

Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung

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