Staatstheater Nürnberg

Grußwort von

Jan Philipp Gloger

Drängende gesellschaftliche Fragen in den Blick zu nehmen, gehört für uns zu den Kernaufgaben des Theaters, besonders, wenn eine Pandemie manchmal alles andere zu überdecken scheint.

So haben wir uns entschlossen, ein bestürzend aktuelles Thema ins Zentrum unserer Spielzeit zu rücken: Von der Eröffnung mit einer Spurensuche im Saal 600 bis zur letzten Premiere, der Installation „Wer ist wir?“ in der Kongresshalle, werden wir uns immer wieder mit den Kontinuitäten von völkischem Denken, Rassismus und rechter Gewalt in unserer Gesellschaft beschäftigen – gegen das Ziehen eines Schlussstrichs, gegen das immer noch viel zu präsente Schweigen, das auch inneres Bindeglied dreier Texte von Elfriede Jelinek zur deutschen Befindlichkeit, dem Naziterror und den NSU-Prozessen ist, die ich in einem Theaterabend zusammen bringen werde.

Mit den Grenzen der Zivilisation angesichts drohender globaler Katastrophen beschäftigen sich zwei Uraufführungen renommierter Dramatiker auf ganz unterschiedliche Weise: Philipp Löhle erzählt lustvoll von der Selbstabschaffung des Menschen, Nis-Momme Stockmann dagegen blickt 10 Jahre nach der Katastrophe auf Fukushima.

Internationale Vernetzung und Öffnung zu unserer diversen Stadtgesellschaft spiegeln sich wider in den Import/Export-Wochenenden und -Cafés sowie Aufführungen mit Übertiteln. Unsere viel beachtete Auseinandersetzung mit digitalen Formaten setzen wir mit zwei ganz unterschiedlichen Inszenierungen fort, die sie zum realen und virtuellen Zuschauen und Interagieren einladen.

Daneben bleibt viel Raum für dramatische Weltliteratur: Mit „Amphitryon“ bringen wir wieder einen antiken Stoff, gesehen durch die Augen von Heinrich von Kleist und Regisseurin Anne Lenk, Shakespeare und Schiller stehen auf dem Programm, und Andreas Kriegenburg wird mit Pierre Corneilles „Spiel der Illusionen“ ganz im Wortsinne des Titels zwei Ur-Elemente des Theaters entfesseln und feiern. Zu all dem meine herzlichste Einladung!

Ihr
Jan Philipp Gloger
Schauspieldirektor

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