Opera
Krieg und Frieden – Konstruktionen von Geschichte(n)
University of Chicago: David J. Levin
Saturday, 17/11/2018
02.00 PM - 04.00 PM
Gluck-Saal
In Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg
Eine gemeinsame Veranstaltung des Staatstheaters Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der FAU Ein Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen, Theatermacherinnen und Zuschauer*innen, der neue Perspektiven und Horizonte öffnet.
In Sergej Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“ wird mit Napoleons Russland-Feldzug ein Kapitel russischer und europäischer Geschichte verhandelt – ein geschichtliches Ereignis des frühen 19. Jahrhunderts, das von Tolstoj im späten 19. Jahrhundert mit fiktiven Figuren zum politisch-gesellschaftlichen Panorama erweitert und in Romanform neu erzählt wird, das ein halbes Jahrhundert später (wieder während eines Krieges und im Machtgefüge einer totalitären Diktatur) von Prokofjew zu einem Musikdrama vertont wird und das 2018 von Jens-Daniel Herzog und dem Nürnberger Ensemble neu auf der Bühne inszeniert wird.
Was geschieht mit diesem Stoff, wenn er dem Prozess von der Historie über den Roman und die Vertonung zur Inszenierung ausgesetzt wird? Welche neuen Schichten lagern sich auf jeder Stufe des Umgangs mit dem Stoff an? Jede Zeit und jeder Künstler entdeckt in dem Stoff eigene Aspekte, fügt Neues hinzu, setzt andere Schwerpunkte. Was für den künstlerischen Prozess der Aneignung von historischen Stoffen als selbstverständlich gilt, dass nämlich die Ereignisse in immer neuem Licht erscheinen, abhängig davon, wer darüber schreibt, gilt auch schon für das Schreiben von und über die geschichtlichen Ereignisse selbst. Der künstlerische Prozess des Um- und Weiterschreibens von Ereignissen macht deutlich, dass bereits alles Wahrnehmen und Berichten immer schon subjektiv geprägt ist, Geschichte immer schon konstruiert ist. Zumal, wenn sie – wie im Fall von Prokofjews Vertonung – unter repressiven äußeren Bedingungen nacherzählt wird.
Diesen vielfältigen Konstruktionsprozessen von Geschichte möchten wir uns in einem Symposium zur Nürnberger Neuinszenierung von Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“ widmen. Eingeladene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Geschichts-, Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaft werden sich mit dem literarischen Kontext der tolstojschen Vorlage, dem historischen Kontext der Entstehungsgeschichte von Prokofjews Oper – also der Verortung der Oper innerhalb der Geschichte der Sowjetunion –, mit den kompositorischen Besonderheiten und Prokofjews Ringen mit der Politik sowie mit den Herausforderungen und Chancen für eine heutige Inszenierung der Oper auseinandersetzen. Ein Gespräch mit dem Regisseur Jens-Daniel Herzog und dem Chefdramaturgen Georg Holzer wird Gelegenheit geben, über die aktuelle Nürnberger Inszenierung von Prokofjews „Krieg und Frieden“ zu diskutieren.
Samstag, 17. November 2018
14:00 Uhr
Begrüßung
Jens-Daniel Herzog, Staatsintendant und Operndirektor, Staatstheater Nürnberg Prof. Dr. Clemens Risi, Institut für Theater- und Medienwissenschaft, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
14:15 Uhr
Propagandainstrument oder Herzenssache? – Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“: ein Werk zwischen den Fronten
Dr. Annika Täuschel, Bayerischer Rundfunk München
15:00 Uhr
Wie Lev Tolstoj die Geschichte verkleinert. Gedanken zu „Krieg und Frieden“ Prof. Dr. Georg Witte, Freie Universität Berlin
18:00 Uhr
Vorstellung „Krieg und Frieden“ von Sergej Prokofjew im Opernhaus Nürnberg
Sonntag, 18. November 2018
11:00 Uhr
Musikalisches Schaffen im Stalinismus
Prof. Dr. Julia Obertreis, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
11:45 Uhr
Opernkrieg und Opernfrieden: Gedanken zu einer heiklen Mediengeschichte Prof. Dr. David J. Levin, University of Chicago
14:00 Uhr
„Kagda zhe reshylas‘ eta strashnaje dela“, Nicolai Karnolsky Arie des Kutusow aus dem 10. Bild von „Krieg und Frieden“
14:15 Uhr
Mit: Jens-Daniel Herzog (Staatsintendant Staatstheater Nürnberg), Dr. Georg Holzer (Chefdramaturg), Prof. Dr. David J. Levin (University of Chicago), Prof. Dr. Julia Obertreis (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Clemens Risi (Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Annika Täuschel (Bayerischer Rundfunk München), Prof. Dr. Georg Witte (Freie Universität Berlin).
In Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Staatsintendant Staatstheater Nürnberg
Chefdramaturg
University of Chicago
Universität Erlangen-Nürnberg
Universität Erlangen-Nürnberg
Bayerischer Rundfunk München
Freie Universität Berlin
November 2018
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