Staatstheater Nürnberg
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Drama

Kongo! Eine Post­ko­lo­nie

Kongo Müller / KoNGOland / NN

Sunday, 18/11/2018

07.00 PM

Performance

Im Rahmen der Internationalen Reihe Import/Export
Im Anschluss Feier in der 3. Etage

Kammerspiele

Gastspiel Theater im Bauturm, Köln

„Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen!“
„Kongo! Eine Postkolonie“ erforscht, wie koloniale Strukturen, auch lange nach dem Deutschland alle Kolonien abtreten musste, das Verhältnis zu Afrika bestimmen. In den sechziger Jahren findet der gestürzte „Herrenmensch“ seinen Wert als personifizierter Rüstungsexport in Afrika wieder. Ein europäischer Expat und NGO-Mitarbeiter träumt sich heute brunnenbauend sein Kongoland. Das ewige Ziel: Die Welt soll genesen. Woran? Naja…
Jan-Christoph Gockel, Laurenz Leky und Nina Gühlstorff erarbeiteten das Projekt auf Basis ausgiebiger Recherchereisen. Die ursprünglich zwei Teile „Kongo Müller“ und „KoNGOland“ werden hier zu einem Abend verbunden und durch Videomaterial erweitert, das die Kongolesische Perspektive einnimmt.

Description

„Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen!“ Ein Ruf, eine Idee, die viel Leid gebracht und Unheil angerichtet hat. Ursprünglich ein Plädoyer für die Einigung Deutschlands, zum Wohle eines friedlichen Europas, wurde der Satz im tatsächlich geeinten Deutschland unter Wilhelm II. zur Überschrift für den Feldzug in Richtung „Platz an der Sonne“. Mit dem Versailler Vertrag und der erzwungenen Abtretung aller Kolonien endete die deutsche Kolonialgeschichte aber genauso wenig, wie die Haltung, die hinter diesem Satz steht.


Kongo Müller


Und so sitzt in den sechziger Jahren ein unter dem Namen „Kongo Müller“ bekannt gewordener deutscher Söldner-Offizier vor der Kamera zweier DDR-Dokumentarfilmer. Mit spöttischem Lächeln und zunehmend betrunken, erzählt er von den Gräueltaten, die er zur Verteidigung deutscher Werte und Ideale im Kongo verübt hat. Er nennt sich selbst einen „Verteidiger des Westens, der christlichen Hemisphäre.“
Aus diesem Material entsteht der erste Teil von „Kongo! Eine Postkolonie“ ein Theater-Abenteuer im Dickicht von Neokolonialismus, exotischer Faszination und deutscher Schuld. Dabei wird nicht nur der Weg vom spießbürgerlichen Taugenichts zum monströsen Medienstar, sondern vor allem ein Teil deutscher Geschichte erzählt, der vielen unbekannt ist: der gestürzte „Herrenmensch“ findet seinen Wert als personifizierter Rüstungsexport in Afrika wieder. Auf seinem postkolonialistischen Egotrip erbeutet der Performer Laurenz Leky eine exotische Trophäe: das deutsche Wesen.


KoNGOland


Aber nicht nur Rüstungsexporte gehen nach Afrika, sondern auch jede Menge Hilfsgüter. Für diejenigen, die das Leben nicht so bedacht hat, unterhält die Zivilgesellschaft ein strahlendes Netz der Charity-Kultur. Das Ziel: Die Welt soll genesen. Woran? Naja…
Aus Gesprächen mit deutschen Expats und Entwicklungszusammenarbeitern montiert Nina Gühlstorff den Text zu „KoNGOland“. Auf der Bühne steht der deutsche Brunnenbauer in Afrika. Er ist auch Expat, NGO-Mitarbeiter, Entsendeorganisation, Aussteiger und Kulturbotschafter. Er betreibt Technologie-, Wissens- oder Bildungsexport, sammelt Hilfsgüter und Spenden und kennt die Transportwege in Richtung Global South. Er hat aus seinen Vorstellungen und in seinen Warenlagern ein Land entwickelt, von dem er hier als Kongoland berichten wird. Er versucht eine Dokumentation dieses fiktiven Kongolands, bevor es vielleicht schon bald verschwunden sein wird.

Beide Teile dieses Theaterabends sind eine Auseinandersetzung mit der eigenen, der deutschen Haltung zu und dem Handeln in Afrika, speziell dem Kongo. Wie aber sieht die Kongolesische Perspektive aus? Auf die Gewalt, auf die Hilfe und nicht zuletzt das ominöse deutsche Wesen. Genau diese Perspektive nehmen filmische Elemente ein. Sie rahmen und verbinden die beiden bereits bestehenden Teile und führen sie zu einem neuen Ende.

„Kongo! Eine Postkolonie“ entstand als Zusammenarbeit von Jan-Christoph Gockel, Laurenz Leky und Nina Gühlstorff. Gockel, der einer der gefragtesten Regisseure seiner Generation ist und unter anderem am Schauspiel Frankfurt, am Staatschauspiel Dresden und an der Schaubühne Berlin inszeniert, ist Spezialist für Stücke, die auf ausgiebigen Recherchereisen beruhen. Gemeinsam mit Leky, Leiter des Theaters im Bauturm in Köln, entwickelte er die Idee für ein Reisetheater: Schauspielerinnen und Schauspieler gehen hinaus in die Welt und setzen sich ihr aus, in ihrer ganzen Unberechenbarkeit. So ermöglichen sie letztlich eine Form sinnlicher Globalisierung und animieren auch das Publikum, seinen gewohnten Kommunikationsraum zu verlassen.
Auch „Kongo Müller“ und „KoNGOland“ liegen Recherchereisen nach Afrika zugrunde. Beide Stücke entstanden ursprünglich am Theater Rampe in Stuttgart. Am Theater im Bauturm in Köln, werden sie nun zu einem Abend verbunden und erweitert.

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