Staatstheater Nürnberg
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Kopf frei!

Eine Veranstaltungsreihe des Bayerischen Rundfunks und des Staatstheaters Nürnberg in Zusammenarbeit mit den Nürnberger Nachrichten

In einer wunderbaren Episode der Muppet Show, die Kermit der Frosch als "Liebesduett aus dem 3. Akt von 'Die Fledermus' von Giuseppe Wagner" ankündigt, nehmen sich Miss Piggy und einer ihrer schweinischen Kollegen das Duett „Là ci darem la mano“ aus Mozarts „Don Giovanni“ vor. Miss Piggy ist als Walküre kostümiert, auch ihr Partner steckt in einer Art Ritterrüstung. Sie tragen ihr Duett in einem stark amerikanisch gefärbten Fantasie-Italienisch vor und versuchen dabei mit zunehmend ruppigen Methoden, den jeweils anderen vom Mittelpunkt der Bühne zu verdrängen, wobei auch Schild und Speer zum Einsatz kommen, bis der Adler als Inspizient dem unwürdigen Schauspiel ein Ende macht und die beiden mithilfe eines riesigen Magneten nach oben von der Bühne zieht.

Der kaum zweiminütige Clip ist deshalb so genial, weil er eine ganze Reihe von Vorurteilen des gesunden Menschenverstands gegen die Kunstform Oper ins Bild setzt: das ewig gleiche Repertoire („Giuseppe Wagner“), bescheuerte und unpassende Kostüme aus dem Mittelalter-Fundus vor einem kitschigen Prospekt-Hintergrund, der Text ein unverständlicher Kauderwelsch, und schließlich übergewichtige Darsteller, die keine Ahnung haben, was sie singen, aber auf jeden Fall in der Mitte der Szene stehen wollen.

Sicher, seit Miss Piggys Zeiten hat sich einiges getan in der Oper. Die Ästhetik ist moderner, gemalte Prospekte gibt es kaum noch (fast schon wieder schade!), die Ritterrüstung bleibt meist in der Waffenkammer, die Sänger*innen beschäftigen sich intensiv mit der Anlage ihrer Rollen. Trotzdem gibt es sie immer noch, die Melomanen und Opernverrückten, für die im hohen C mehr Wahrheit liegt als in jedem noch so überzeugenden Regiekonzept. Und ganz unrecht haben sie nicht, denn in der Musik offenbart die Oper ihr Wesen, daran haben auch Jahrzehnte des Regietheaters nichts geändert.

Dennoch ist es unsere Überzeugung: Wer mitdenkt, hört auch besser. Oper ist keine Gegen-Welt, sondern sie kommt aus der Welt und will wieder in sie hinein. Wer die Geschichten ernst nimmt, die die Oper erzählt, dem wird bewusst, dass auch die alten Werke von Problemen handeln, die uns in der Realität beschäftigen. Das deutlich zu machen, ist der Sinn der Reihe „Kopf frei!“, die das Staatstheater Nürnberg gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk veranstaltet. Sich den Kopf frei zu machen von Ritterrüstungen und stattdessen das Aktuelle zu suchen. Bisher haben wir uns anlässlich von „Krieg und Frieden“ dem schwierigen Verhältnis zwischen Deutschen und Russen zugewandt; haben zu „Anna Nicole“ über Geschlechterbilder diskutiert; sind mit „Ball im Savoy“ in die Untiefen des deutschen Humors eingetaucht. „Kopf frei!“ will die Grenzen sprengen zwischen Kunst und Wirklichkeit, zwischen Bühnenfantasie und Reflexion auf die Realität. Denn unser Anspruch ist: OPER IST MEHR ALS SCHÖNE TÖNE.

KOPF FREI! - Programmübersicht

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